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Die Radikale Mitte

Zum Muttertag

Wie lange weiß der Mann überhaupt schon, dass er an der Zeugung beteiligt ist? Gab es eine graue Vorzeit, in welcher ständig und wechselnd von ihrer Sippe begattete Frauen ohne ersichtlichen Zusammenhang Kinder hervorbrachten? Ist der biologische Vater im phänotypischen Einheitsbrei unserer inzestuösen Ahnengalerie überhaupt differenzierbar gewesen? Schweißgebadet erwache ich aus meinem Tagtraum. Dahin ist sie, die Muttergöttin, welche ihren Schoß öffnet und Leben schenkt. Der Muttertag wird belächelt und es findet sich auch immer einer, der kontrafaktisch behauptet, Hitler habe den Muttertag erfunden. Dabei hatte die Mutter nicht nur die Kraft, dich in ihrem Blut und ihrem Kot zu gebären, sie hätte dich auch im Mutterleib töten können. Töten dürfen! Fun fact: Immer wenn du den Muttertag vergisst, denkt deine Mama: "Ich hätte dich töten dürfen, aber ich habe es nicht getan." Denn das ist das Recht der Mutter. Stimme sie gnädig.


Viele haben die Mutter verunglimpft, Männer wie Frauen. Wer als Frau von Kindern und einem Leben zu Hause träumt, ist unten durch. Mann und Frau bringen ihr die gleiche Verachtung entgegen. Der postmoderne Mann sieht sie als gescheiterte Karriere, die postmoderne Frau hingegen beschimpft sie als Abtrünnige im Guerillakrieg der Geschlechter oder als mit patriarchalem Weichspüler hirngewaschene Glucke. Am Ende gebärt sie noch einen Jungen und wird so wissende Mittäterin des Patriarchats! Postmoderne Väter verhindern unterdessen gerechtigkeitsbewusst, dass die Mutter die ganze Elternzeit an sich rafft, nur weil sie die einzige Nahrung für das kleine Kerlchen produziert. Ein Lebewesen, dass nur eine einzige Form von Nahrung zu sich nimmt? Ja genau, Koalas! Und die wollte Papi immer schon mal sehen. Deshalb plant er auch die Elternzeit mit dem Camper in Australien. Bei dem monogamen Erasmus Down Under geht dann das neue Verantwortungsbewusstsein der Eltern mit dem Coriolis-verdrehten Spülwasser die südhemisphärische Toilette gleich mit runter.


Achso, und Ehe ist sowieso Bindung, wenn nicht gar Besitzanspruch, und das ist natürlich beides schlecht. Lieber ein paar Jahre einer Ideologie hinterher rennen, bis einen die Vernunft hoffentlich vor der Unfruchtbarkeit einholt. Und nichts schreit mehr nach Selbstbestimmung als der vierte gescheiterte Zyklus einer In-vitro-Fertilisation. Entdeckt man etwa in den privilegierten Vierteln der urbanen Zentren eine neue und bessere, weil innerhalb einer Generation selbst biologisch abbaubare Lebensform? Oder hat da jemand nach einem bislang holprigen Start ins Erwachsenendasein nochmal eine nostalgische Teenager-Trotzphase? Wenn's bei mir nicht läuft, dann haben's die anderen nur nicht geblickt! Geblickt hat es allerdings deine Mutter. Sie ist nicht der Agent einer blöden Ideologie, sie ist der Garant für den Fortbestand der menschlichen Existenz. Also alles Gute zum Muttertag, Mama.


Zum Abschluss

Zeitlose Muttertagsideen für Väter:

-Ein geschnitztes Idol aus dem Knochen eines eigenhändig erlegten Wildtiers

-Klassisches Rollenspiel: Der Mann ist Kind und Gatte der Mutter zugleich, die Mutter entmannt ihn nach der Begattung auf dem Altar der Fruchtbarkeit

-Ein Blumenstrauß für mehr als 10 €


Muttertagsideen für Kinder:

-Papa die blaue Pille in den Hagebuttentee hobeln (Hausfrauen-Tipp: ein bisschen was davon ins Blumenwasser und auch die Tulpen stehen wieder stramm wie preußischer Spargel!)

-Ein Schuldbekenntnis mit all den Unannehmlichkeiten, die Mama entgangen wären, wenn sie dich rechtmäßig getötet hätte

-Ein Blumenstrauß für mehr als 10 €




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